Freitagspredigt (07.04.2017)

Die Abschiedspredigt als Vermächtnis
(07.04.2017)

Verehrte Muslime!
Die Ansprachen unseres Propheten (s) im 9. islamischen Jahr (632 n. Chr.) während seiner Abschiedspilgerfahrt an verschiedenen Orten wie auf dem Arafat, in Mina und in Aqaba werden Abschiedspredigt genannt. Anders ausgedrückt ist es sein Vermächtnis an seine Gemeinschaft.

Meine Geschwister!
Das Vermächtnis einer Person sind die letzten Ratschläge oder Empfehlungen, die er während des Sterbens oder davor an seine Geliebten ausspricht .
Auch der Prophet (s) hat in seiner Abschiedspredigt Ratschläge an die Muslime erteilt und als letztes zu insgesamt tausenden von Gefährten gesprochen und so stellvertretend an die ganze Menschheit Empfehlungen ausgesprochen.

Geehrte Muslime!
Lassen sie uns gemeinsam der Abschiedspredigt unseres Propheten Gehör verleihen:
O ihr Menschen! Ich weiß nicht, ob ich nach diesem Tage mit euch nochmals hier zusammenkommen kann.
O ihr Menschen! Wisset, dass euer Herr einer ist und auch euer Stammvater einer ist. Der Araber hat keine Überlegenheit gegenüber dem Nicht-Araber, Nicht-Araber haben keine Überlegenheit gegenüber dem Araber, der Weiße hat keine Überlegenheit über dem Schwarzen und der Schwarze hat keine Überlegenheit über dem Weißen. Die Überlegenheit ist nur in Frömmigkeit. Wisset, dass euer Besitz und euer Leben unantastbar sind. Streitigkeiten zu Zinsen und Blutrache sind aufgehoben.

O ihr Menschen! Ich empfehle euch, die Rechte der Frauen zu beachten und hierzu euch vor Allah zu fürchten. Hört meinen Worten gut zu! Der Muslim ist Geschwister des Muslims. Verwahrt euch davor andere zu unterdrücken. Jeder ist für das eigene Verbrechen verantwortlich. Der Vater kann nicht für das Verbrechen seines Sohnes und der Sohn kann nicht für das Verbrechen seines Vaters in Verantwortung gezogen werden. Wer bei sich ein anvertrautes Gut hat, soll es dem Eigentümer zurückgeben. Fürchtet euch vor Allah, der euer Herr ist; dient Ihm und verrichtet euer Gebet, fastet, führt die Pilgerfahrt durch und gebt freimütig eure Pflichtabgabe (Zakat).

O ihr Gläubigen! Ich hinterlasse euch zwei Dinge. Wenn ihr euch fest an diese klammert, werdet ihr euch niemals verirren. Diese sind der Koran, das Buch Allahs, und die Sunna seines Propheten.1

Meine Geschwister!
Nachdem Ibn Abbas, der im Hause des Propheten groß gewordene Vetter des Propheten, diese Ansprachen von ihm überlieferte, sagte er: “Ich schwöre bei Allah, dass diese Worte das Vermächtnis des Gesandten Allahs sind. Wer hier ist, soll diese an die Abwesenden weitergeben.”2

Unser Prophet hatte die ihm übertragene Aufgabe der Gesandtschaft, indem er sein Leben zur Einladung an das Gute und Schöne gewidmet hatte auf die schönste Weise erfüllt.

Er hat der ganzen Menschheit das erhabenste Vermächtnis, den edlen Koran, und seine vorbildhafte Tugend als den lebendigen Koran hinterlassen. Seine prophetischen Verkündigungen haben jahrhundertelang den Weg der Menschen erleuchtet.

Unsere Pflicht heutzutage ist es, uns diesem beispiellosen Vermächtnis unseres Propheten anzunehmen, das uns sowohl im Diesseits als auch im Jenseits zum Glück führen wird.

Ich möchte meine Predigt mit dem am Anfang rezitierten Vers beenden, in dem ausgedrückt wird, dass unser Prophet seine Aufgabe als Gesandter gut ausgeführt hat und der Offenbarungsprozess abgeschlossen ist: “Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gunst an euch vollendet, und Ich bin mit dem Islam als Religion für euch zufrieden.”3

Sani GEDİK
Barmbek Alipaşa Cami/ Hamburg

1 Al-Musnad, VII, 307
2 Islam Ansiklopedisi, Bd. 42, s. 132
3 Koran, al-Maida, 5/3

Quelle: ditib.de